Steuerrecht Schloss Nordkirchen e.V.

Herr LRD Thomas Waza, Vorsteher FA GKBP
Münster

Zukunft Betriebsprüfung

Wohin geht die „Reise“ in der Betriebsprüfung in den nächsten Jahren? Wie sind die gravierenden altersbedingten Personalveränderungen zu bewältigen? Wie wird es am besten gelingen, zugleich der zunehmenden fachlichen Spezialisierung auf Seiten der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gerecht zu werden?

Diese und andere Fragen standen am 17.03.2015 im Mittelpunkt der 17. Veranstaltung des Forums Steuerrecht Schloss Nordkirchen. 200 fachkundige Zuhörer warteten gespannt darauf, welche Antworten Finanzpräsident Andreas Schmitz von Hülst, LRD Thomas Waza und LRD Ulrich Breier auf diese Fragen bereit hielten.

Die Finanzämter seien hervorragend aufgestellt, betonte Finanzpräsident Andreas Schmitz von Hülst ausdrücklich in seinem Vortrag zur strategischen Ausrichtung der Groß- und Konzernbetriebsprüfung. Im Gegensatz zur Betriebsprüfung früherer Jahre stehe heute die Verantwortung für den gesamten Fallbestand im Prüfungsturnus im Vordergrund. Dies erfordere eine strukturierte Aufgabenplanung, eine sinnvolle Schwerpunktsetzung und einen effizienten Personaleinsatz in risikobehafteten Fällen.

Die von allen Seiten geforderte Zeitnähe der Prüfungen sei dabei ein wichtiges strategisches Ziel und zugleich ein „Wert an sich“: Sie fördere gesetzestreues Verhalten, da ein kurzfristiger Hinweis auf Fehler noch die Verantwortlichen in den Unternehmen selbst erreiche und so positive Compliance-Effekte fördere. Hier sei zwar schon sehr viel erreicht, aber es gelte trotzdem, zukünftig noch zeitnäher zu prüfen. Das könne allerdings nur gelingen, wenn auch die Unternehmen durch frühzeitige Erklärungsabgabe mitwirken.

Eine weitere Herausforderung sei der zunehmende Trend zur Spezialisierung auf beiden Seiten. Nicht jedes Prüfungsamt könne allerdings Spezialisten für alle Themenbereiche vorhalten. Um auf Augenhöhe mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern zu bleiben, gelte es neue Strategien in der Zusammenarbeit der Prüfungsämter zu entwickeln.

Welche hohen fachlichen und organisatorischen Anforderungen die Prüfungstätigkeit an die Beschäftigten in den Prüfungsfinanzämtern stellt, wurde anhand der beiden folgenden Vorträge von Thomas Waza und Ulrich Breier überdeutlich.

Thomas Waza, Vorsteher des Finanzamts für Groß- und Konzernbetriebsprüfung Münster, bot einen interessanten und zugleich unterhaltsamen Einblick in das Prüfungsfeld Umsatzsteuer. Im Mittelpunkt stehe derzeit u.a. das steuerfachlich komplexe Risikofeld Organschaft. In anderen Bereichen der Umsatzsteuer gehe es dagegen nicht vornehmlich um steuerfachliche Fragen, sondern darum, riesige Datenmengen zu durchdringen und Muster zu erkennen. Außerdem ließen sich umsatzsteuerliche Zusammenhänge oft nur mit Hilfe vertiefter Kenntnisse der jeweiligen Produktionsprozesse erkennen. Auch hier seien entsprechende Spezialisten unverzichtbar.

Mit einem engagierten Plädoyer für die Bewahrung des vertieften Sachverstandes in der Groß- und Konzernbetriebsprüfung begann auch Ulrich Breier, Vorsteher des GKBP-Finanzamts Bonn, seinen Vortrag. Die Prüfung großer Unternehmen erfordere brillante Prüfer und ebenso brillante Führungskräfte. Mit kurzen Verweildauern sei dies nicht zu leisten. Das gelte es zu bedenken, wenn Werdegänge und Karrieren geplant werden. Um zu verdeutlichen, wie kompliziert, vielschichtig und konfliktträchtig rechtliche Gestaltungen im Bereich von Großunternehmen sein können, führte er  die Zuhörer durch einen spannenden Fall mit außerordentlich vielen rechtlichen Facetten rund um das Thema Darlehensgewährung zwischen Ehegatten bzw. zwischengeschalteten Gesellschaften.

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Herr Finanzpräsident Andreas
Schmitz von Hülst
(OFD NRW)

Herr LRD Ulrich Breier, Vorsteher
FA GKBP Bonn